Storageroom

Lilith war mal wieder den ganzen Tag im Mystical Shop gewesen, hatte die zahlreichen Bücher katalogisiert und eingeordnet. Und neben den frisch gelieferten Zutaten, die sie in kleine Tüten und Fläschchen umgefüllt hatte, waren auch ganz frische Blutkonserven und Tieropfer dabei gewesen.
Nachdem auch diese nach Blutgruppe etc. sortiert und verstaut waren, saß Lilith den Rest des Tages über einigen Büchern, die Zaubersprüche enthielten, die mächtig genug waren, um auch wirklich alte Vampire abzuwehren. Man konnte nie vorbereitet genug sein und Frau sowieso nicht. ;-)

Als sie gerade an einem Regal stand und auf der Suche nach einem anderen Buch war, meldete sich plötzlich das Überwachungssystem des Ladens, in Form eines magisch geladenen Kristalls, der Bewegungen im Eingangsbereich war genommen hatte. Sie legte das Buch in ihrer Hand weg und machte sich auf den Weg in Richtung Verkaufsraum.
Auf halbem Wege kam der Hexe jedoch schon Alexia entgegen. Eine Vampirin, die Lili am Vorabend nach Feierabend zufällig auf der Straße kennen gelernt hatte.
Sie hatte ihr erzählt, dass sie im Mystical Shop auch Blutkonserven verkaufe, weshalb Alexia nun vermutlich hier war.
Mit einem freundlichen Lächeln kam Alexia auf sie zu. Wüsste sie nicht schon, dass es sich bei Alexia um eine friedvolle Vampirin handelte, wäre sie nun vermutlich besorgt gewesen, doch stattdessen blieb Lilith ruhig.
Sie lächelte ihre Bekannte ebenfalls freundlich an und reichte ihr nun die Hand. Eine Geste die sie am Vorabend aufgeschoben hatten, da Alexia zum Zeitpunkt des ersten Treffens sehr hungrig gewesen war. „Hey Alexia, schön dich zu sehen!“

Die Vampirin sah sich weiter im Laden um. Ein gutes Zeichen, hoffte Lili. Und schon kurz danach bekam sie die Bestätigung. Alexia schien der Shop zu gefallen. Jedenfalls sagte sie dies.
„Ja stimmt. Früher gab es ziemlich viele solchen Geschäfte.“ nickte Lili. „Doch irgendwann ließ das Interesse am Übernatürlichen einfach nach.“ während sie sprachen, ging Lilith mit Alexia zurück ins Lager. „Ich hätte aber nie gedacht, dass dieser dämliche Twilight Hype wieder für vermehrtes Interesse sorgen würde…“. sie machte sich dabei, einige wirklich alte Bücher von der Kühltruhe zu räumen, in der die Blutkonserven verstaut waren. „Aber für mich kommt der Hype ganz gelegen. Ich hätte sonst keine Ahnung gehabt was ich machen soll.“.
Als auch die letzten Bücher in einem Regal neben der Truhe verstaut waren, öffnete sie die Kühltruhe und sah sie die Vampirin fragend an: „Ok, welche Blutgruppe hättest du denn gerne?“ sie deutete auf die bis oben hin gefüllte Truhe. „Die sind alle erst heute Morgen gekommen. Also ganz frisch!“ sie lächelte Alexia freundlich an. „Wenn du möchtest kann ich es dir auch in der Mikrowelle warm machen!?“ Lilith hatte keine Berührungsängste. Und das merkte man auch deutlich in ihrem Umgang mit den Blutkonserven und den Tieropfern.

Als wäre die Situation an sich nicht schon kurios genug gewesen, stand nun allen Ernstes in ihrem eigenen Mystical Shop und unterhielt sich mit einem waschechten, aber offensichtlich doch recht harmlosen Vampir und was war das Thema? Twilight!
Lili konnte nicht anders, als aufzulachen. „Entschuldige, ich finde die Situation hier gerade nur urkomisch!“ während sie bemüht war ihren aufkommenden Lachkrampf zu unterdrücken, entnahm sie der Truhe zwei Blutkonserven der Blutgruppe 0, doch noch bevor sie Alexia diese überreichen konnte, war es um ihre Fassung geschehen. Sie prustete los.
Erst einige Minuten später hatte sie sich wieder ein wenig unter Kontrolle.
„Entschuldige, aber dass ich hier mit einer Vampirin stehe, und mich über den wohl größten Unsinn des 21. Jahrhunderts unterhalte, ist einfach zu lustig.“ Sie giggelte noch ein paar Mal kurz auf, hatte sich dann aber wieder gefasst. „Aber wenigstens bist du meiner Meinung, dass ist toll!“ grinste sie.
„Ich hoffe wirklich inständig, dass nicht alle männlichen Vampire so schwuchtelig sind, wie sie auf der Leinwand oder im Fernsehen rüber kommen! Ich meine mal abgesehen von den Schwuchteln von Twilight, hast du dir schonmal die „Kerle“ von True Blood, die Vampire von Being Human angeschaut? Das sind doch keine Vampire! Wobei die Vampire von Vampire Diaries jetzt auch nicht sehr viel besser sind, aber zumindest Damon ist akzeptabel! Dafür finde ich aber die Werwölfe gut gelungen, wenn auch nicht wirklich nahe an der Realität, aber man kann ja nicht alles haben.“
Noch zweimal tief eingeatmet und kurz den Kopf geschüttelt, wechselte sie dann wieder das Thema: „Naja lass uns lieber über was anderes reden, über diesen Schwachsinn könnte ich mich Tagelang aufregen!“ sie schüttelte den Kopf. „Also der erste Beutel ist immer umsonst, quasi zum Testen. Aber wenn ich schonmal eine Gleichgesinnte in Sachen Twilight treffe, …“ sie grinste, konnte einen erneuten Lachkrampf diesmal aber erfolgreich unterdrücken. „Sagen wir ab dem nächsten Mal $ 15 pro Beutel?“ es war eindeutig mehr eine Frage, als eine Ansage. „Gerade Blutgruppe 0 ist schwer zu kriegen, weil sie ja so selten ist.“ Fügte sie schnell noch hinzu, was schon fast wie eine Entschuldigung klang.

Die beiden lachten zunächst gemeinsam, bevor sie schließlich wieder zum geschäftlichen übergingen. So war Lili froh, dass Alexia den Preis von $ 15 pro Beutel in Ordnung fand. Denn was die Preise für die Blutkonserven und Tieropfer anging, war die Hexe sich selber noch nicht so ganz sicher.
Bei anderen Kunden würde sie aber vermutlich zwischen $ 20 und 30 pro Beutel verlangen und erst bei einer bestimmten Menge auf $ 15 runter gehen. Ja das klingt gut! kommentierte Lili innerlich ihren Gedankengang über die Preise.
Doch dann wandte sie sich schnell wieder dem Gespräch mit Alexia zu: „Nein, eigentlich bist du meine erste Kundin.“ Bei der Antwort verschwand ihr eben noch so freundliches Lächeln und ein verunsicherter Blick fand seinen Weg auf das Gesicht der Hexe. „Ja ein bisschen Werbung wäre nicht schlecht. Ich bin ja schon die ganze Zeit am überlegen, wie ich entsprechende Werbung machen könnte, ohne das die Menschen etwas davon mitbekommen, was ich hier sonst noch so verkaufe.“ Sie zuckte kurz mit den Schultern. Als sie ihren Blick kurz schweifen ließ, fiel ihr der Ring am Finger der Vampirin auf. Das muss ein Daywalker-Ring! schoss es ihr direkt durch den Kopf.
Sie hatte schon öfter von Gegenständen gehört, die es den Vampiren ermöglichten, auch am Tage aus dem Haus zu gehen. Da sie die Vampirin bisher als eine sehr nette und aufgeschlossene mehr oder weniger junge Dame kennen gelernt hatte, beschloss sie auch diesmal nicht lange um den heißen Brei herum zu reden: „Wow, ist das ein Daywalker-Ring??“ zwar deutete sie auf die Hand von Alexia, wagte es jedoch nicht, auch nach ihr zu greifen. Wer weiß wie sie das auffassen würde! dachte sie sich.

Als Alexia ihr bestätigte, dass es sich tatsächlich um einen Daywalker-Ring handelte und sie ihn ihr zeigte, leuchteten Lilis Augen sprichwörtlich vor Freude auf.
„Wow, ich hab schon so viel über solche Gegenstände gelesen, aber noch nie einen zu Gesicht bekommen.“ sie besah sich den Ring vorsichtig und ohne Alexia dabei an der Hand oder dem Finger zu drehen. In diesem Moment sah man der jungen Hexe die große Neugierde wirklich an.
„Ich finde diese Dinge einfach wahnsinnig interessant. Nur zu gerne würde ich die Magie dahinter verstehen.“ es sprudelte einfach so aus ihr heraus. Die Begeisterung war in ihrem lächelnden, ja schon fast strahlenden, Gesicht regelrecht anzusehen.
Ja es dauerte einen kleinen Moment, bis sie sich wieder gefangen hatte. „Entschuldige, aber ich fürchte die Begeisterung für so etwas steckt in meiner Natur.“ grinste sie ihr Gegenüber nun leicht verlegen an.

Leider war Alexia die Magie hinter dem Daywalker Ring auch nicht erklärt worden, weshalb diese Technik wohl leider doch noch ein Geheimnis bleiben würde.
Einmal mal mehr schlich sich das leichte Gefühl von Reue in ihr Unterbewusstsein. Reue darüber, dass sie ihre Familie und ihren Zirkel einfach zurück gelassen hatte. Sonst könnte sie sich jetzt an ihre Familie oder an Caleb wenden, vielleicht wussten die ja etwas darüber, doch dies war jetzt nicht mehr möglich.
Der Gedanke drei Jahrhunderte lang an die Nacht gebunden zu sein, ließ Lili einen Schauer über den Rücken laufen. Zwar fühlte sie sich selber bei Nacht wohler, doch liebte sie es auch, sich bei schönem Wetter einfach mal auf eine Wiese zu legen und die warme Sonne auf ihrer Haut zu genießen.
In Ipswich war ein Spaziergang durch den Wald eine ihrer liebsten Beschäftigungen gewesen. Am liebsten zusammen mit ihrem Werwolf-Freund Derek.
„Ich würde eingehen, wenn ich auch nur ein paar Tage lang nicht in die Sonne könnte.“ seufzte sie schließlich. Das Gespräch nahm schließlich eine Wendung und die beiden kamen wieder auf das Übernatürliche in ihren Leben zu sprechen.
„Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass es neben uns Hexen noch weitaus mehr auf der Welt gibt. Von daher kann man wohl sagen, dass meine Neugierde diesbezüglich angeboren ist.“ grinste sie. „Ich wusste immer, dass es neben Dämonen auch Vampire und Werwölfe gibt, doch getroffen hab ich noch nicht viele davon.“ sie zuckte mit den Schultern und fügte hinzu: „Jedenfalls noch nicht viele, die mir gegenüber friedfertig waren. Die meisten haben immer versucht mich umzubringen.“.
Sie überlegte einen kurzen Augenblick. „Wobei ich Werwölfe bislang ausschließlich friedfertig erlebt habe.“ wieder zuckte sie kurz mit den Schultern und wandte sich dann wieder voll und ganz Alexia zu.

Lilith hörte ihrer Gesprächspartnerin aufmerksam zu. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich Stundenlang mit Alexia unterhalten könnte, ohne das den Beiden der Gesprächsstoff ausgehen würde. Etwas, dass sie bislang nur mit Derek hatte. Aber irgendwie auch logisch, dass sich zwei Wesen unterschiedlicher Rasse ziemlich viel erzählen konnten.
Lexi war also mit 17 Jahren verwandelt worden. Das war wirklich ein sehr junges Alter. „Wow, das ist wirklich jung.“ Die Aussage der Vampirin musste sie einen Moment sacken lassen.
„Ich kann mich noch erinnern, wie meine Eltern mir damals versucht haben, mir möglichst schonend beizubringen, dass ich nicht normal war. Ich war damals gerade 5 Jahre alt und total verstört, weil ich das erste Mal einen Dämon gesehen hatte.“ Sie atmete einmal tief ein und aus. „Er war zwar in Menschengestalt, doch seine etwas andere Aura konnte ich dennoch genau erkennen. Das hat mich damals total erschrocken, ich wusste ja nicht, was es damit auf sich hatte. Ich kannte bis dahin ja nur die hellweiße Aura meiner Familie und die des Zirkels.“ Plötzlich wurde der Hexe bewusst, dass sie soeben einen der wichtigsten Hexencodexe gebrochen hatte, indem sie einem außenstehenden ihre besondere Fähigkeit verraten hatte. Doch ohne das sie sich erklären konnte warum, ließ sie ihre bedingt durch ihr Hexendasein besonders starke Intuition wissen, dass Alexia durchaus vertrauenswürdig war. Warum und wie konnte sie sich nicht genau erklären. Das war wohl etwas, das alle Hexen hatten.
„Ich hab damals wochenlang nicht mehr alleine geschlafen, weil ich Angst hatte, dass eines dieser ach so bösen und gefährlichen Wesen uns im Schlaf überfallen würde.“ Sie rollte kurz mit den Augen, genervt über ihr eigenes frühkindliches Verhalten. „Erst ein paar Jahre später, als auch meine Zirkelmitglieder mehr über die Magie und die übernatürliche Welt erfahren hatten, konnte mich mein bester Freund Caleb ein wenig beruhigen. Er brachte mir damals einige Verteidigungsmethoden bei. Nicht das die bis zu meinem Verschwinden aus Ipswich nötig gewesen wären…“ sie konnte sich bei dem Gedanken an die vergangenen Jahre ein Grinsen nicht verkneifen. „Die meisten in der Stadt hätten sich nie getraut mir zu nahe zu treten, die hatten viel zu viel Angst vor Caleb und den anderen Jungs.“ Ihr Grinsen wurde immer breiter. „Es kann durchaus auch praktisch sein, das einzige weibliche und noch dazu jüngste Mitglied des Zirkels zu sein.“
Und obwohl sie äußerlich grinste, kam in ihr wieder die Sehnsucht nach der Vertrautheit auf, die sie immer fühlte, wenn sie in der Nähe ihrer beiden besten Freunde war.
Caleb und Derek fehlten ihr sehr, doch so einfach wieder zurückgehen, nach Ipswich, konnte sie auch nicht mehr. Dafür hatte sie gegen zu viele Regeln verstoßen. Und die Jungs würden sie vermutlich auch nie wieder in den Zirkel zurück kehren lassen.

Die beiden Frauen schienen so sehr in ihr Gespräch vertieft gewesen zu sein, dass sie beide nicht bemerkt hatten, wie eine dritte Person den Mystical Shop betreten hatte. Regelrecht ein Wunder, wenn man bedachte dass Alexia ein Vampir war und ihn eigentlich schon vor dem Shop hätte wahrnehmen müssen. Aber auch Lilith hatte trotz ihres magischen Überwachungssystems nichts bemerkt. Vielleicht auch deswegen, weil sie dem Kristall gerade keinerlei Aufmerksamkeit schenkte.
Umso erschrockener war Lili deshalb auch, als plötzlich eine männliche und ihr äußerst vertraute Stimme in unmittelbarer Nähe ertönte. „Caleb!“ Sie fuhr regelrecht zusammen. Nicht nur weil er sie erschrocken hatte, sondern viel mehr aus Angst, er wäre nun auf sie sauer. Deshalb wandte sie sich ihm eigentlich auch nur kurz zu, konnte seinem Blick nicht lange standhalten. Doch kaum das sie ihren Blick wieder abgewandt hatte, schoss ihr Kopf wieder zurück und sie besah sich ihren besten Freund nochmals genauer. Direkten Augenkontakt dennoch vermeidend. „Wow, du hast dich verändert!“ entfuhr es ihr schließlich begeistert, während sie sich dabei erwischte, dass sie ihn regelrecht anzustarren schien. Spar dir das Sabbern für später auf, wenn keine Zeugen und vor allem nicht er dabei sind! herrschte sie sich deshalb selber an.
Nervös begann sie auf ihrer Unterlippe herum zu kauen, eine Angewohnheit die sie schon immer hatte wenn sie nervös oder angespannt war.
Ihren besten Freund und heimlichen Schwarm noch immer musternd, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass ihm jetzt vermutlich noch mehr Frauen hinterher liefen als sie es zuvor schon immer getan hatten. Damn, der Kerl ist wirklich noch heißer geworden! bemerkte sie in ihren Gedanken, während sie wie angewurzelt da stand.

“Kleine“ so hatte sie schon lange niemand mehr genannt. Und erst recht nicht Caleb.
Ja sie musste gestehen, dass sie ihn schon arg vermisst hatte. Und das nicht nur, weil sie schon seit geraumer Zeit unsterblich aber heimlich in ihn verknallt war.
Als Caleb sich Alexia kurz und knapp vorstellte, bemerkte sie kurzzeitig den alten Caleb, so wie sie ihn schon von klein auf kannte. Doch wenn sie sich den Mann vor ihr genauer besah, fiel ihr sofort eine Veränderung auf. Wobei auch das Äußere eine gewaltige Veränderung durchgemacht hatte. So hatte er um ein vielfaches mehr an Muskelmasse zugelegt, und sein Kleidungsstil hatte sich auch verändert. Und mal ganz zu schweigen von seiner Haarfarbe. Wo früher einmal Brauntöne vorzufinden waren, sah man nun nur noch blond. Aber kein extremes Blond, sondern ein doch recht natürlich wirkendes Blond. Wenn Lili genauer überlegte, hatte er seine von Natur aus nach seinem Vater kommende Haarfarbe gegen die von seiner Mutter getauscht.
Zum Glück war Caleb jedoch ohne Zweifel ein Mann, dem so ziemlich alles stand, weshalb ihm eine veränderte Haarfarbe auch nicht entstellte.
Seine Aussage sie sehe nicht mehr aus wie seine Lilith, entlockte ihr ein Lächeln. „Tja ich bin halt endlich erwachsen geworden.“ auch sie musste schmunzeln. „Außerdem hab ich jetzt ja niemanden mehr, dem ich seine Klamotten klauen kann.“. Als sein ihr so vertrautes und von ihr so geliebtes Schmunzeln jedoch plötzlich wieder verschwand wie von seinem Gesicht gewischt, war sie irritiert. Während er sich kurz von ihr und Alexia abwandte und sich um Mystical Shop umsah, musterte sie ihn erneut, schien ihn wohl wieder anzustarren, worauf er sie dies auch hinwies. Sie schüttelte kurz kaum merklich ihren Kopf mit den langen braunen Haaren, die in seichten Wellen ihren Rücken hinab fielen. „Nein bist du nicht, aber so wie du jetzt aussiehst, könnte man dich leicht mit diesen Adonisstaturen aus Italien verwechseln. Ich bin mir sicher, da versteckt sich ein heftiges Sixpack!“ erwiderte sie und piekste ihm kurz in den Bauch. Das sie sich dabei nicht einen Fingernagel abbrach oder gar den Finger brach, glich schon fast einem Wunder. Unmerklich rieb sie sich den Finger, während sie ihm antwortete: „Jap ist mein Mystical Shop. Irgendwomit muss man ja sein Geld machen, warum also nicht mit dem was ich am besten kann!?“ eine indirekte Aussage darauf, dass ihr in Ipswich oft nachgesagt wurde, dass sie nichts könne, außer eine Hexe sein.

Kurzzeitig begann sie zu schmunzeln. Er erinnerte sich also doch daran, dass sie ihm früher ständig die Sachen, vorzugsweise die Jogginghosen, gemobbst hatte. Auch ihren Spruch über die Adonis Staturen aus Italien schien er wohl zu verstehen, doch ein Lachen entlockte die Aussage ihm dennoch nicht. Was war nur los mit ihm? Früher hat er so viel gelacht. fiel es ihr ein, doch aussprechen tat sie es nicht. Zu unsicher war sie sich noch darüber, ob er nun sauer auf sie war oder nicht. Lieber noch keine großen Scherze machen. Erst recht nicht auf seine Kosten. dachte sie sich. Zu verunsichert war sie von seiner deutlich veränderten Art. Zurückhaltend und kühl, nicht zuletzt auch distanziert. Und obgleich es ihr bewusst war, wie kindlich der Gedanke erschien, fragte sie sich dennoch, ob er sie wohl nicht mehr lieb haben würde.
„Du wohnst jetzt auch hier!?“ sie war überrascht und von seinem plötzlichen Erscheinen wohl auch etwas überrumpelt. Schließlich war sie ja auch seinetwegen, oder vielmehr aufgrund ihrer Gefühle für ihn aus Ipswich verschwunden. Wie er sie wohl gefunden hatte, schließlich nutzte sie doch Runen, um ihren Aufenthaltsort vor ihrer Familie und ihrem Zirkel zu verstecken. Vermutlich hat er irgend einen Ortungszauber auf ein Sweatshirt oder eine Jogginghose von ihm versucht. beantwortete sie in Gedanken ihre aufgekommene Frage selbst.
„Kann ich dich denn überhaupt noch von irgendwas abhalten, Großer?“ fragte sie schließlich schüchtern und sah zu dem knapp 15 Zentimeter größeren Mann auf.
Als sich schließlich doch noch ein mattes Lächeln auf seine Lippen schlich, wurde es Lilith ganz warm ums Herz und sie musste sich zusammen reißen, ihn nicht anzuhimmeln oder gar aufzuseufzen.
„Naja wollen wir erst mal schauen, ob das hier was wird.“ entgegnete sie schließlich auf die indirekte Zuversicht ihres besten Freundes. „Aber sag mal was treibt dich eigentlich nach Mystical City? Ich dachte du würdest Ipswich nicht verlassen wollen!?“ stellte sie schließlich die Frage, die ihr schon seit dem Moment auf der Zunge brannte, seit er im Laden erschienen war.

Das die Beiden gerade wirklich unhöfflich Alexia gegenüber waren, weil sie sie nicht nur außen vor ließen, sondern regelrecht zu ignorieren schienen, war Lilith in diesem Augenblick nicht bewusst. Zu geschockt war sie von Calebs Anwesenheit.

DA, da war es wieder! Das Lächeln wie sie es liebte und früher so oft gesehen hatte. Doch es war genauso schnell wieder verschwunden, wie es sich auf sein Gesicht geschlichen hatte. Was ist denn nur los mit ihm? Warum lacht er nicht mehr? fragte sie sich traurig, ohne es jedoch auszusprechen. Das er sie aber gesucht hatte, brachte sie kurzzeitig zum Lächeln. Aber wirklich auch nur kurz, bis er seinen vermeintlichen Freund Adrian Dialo erwähnte. Seine darauf folgende Aussage, ging bei dem Schock schlichtweg unter.
Gerade als Lili dann doch antworten wollte, machte sich die in Vergessenheit geratene Alexia bemerkbar. Sie ließ Lilith kaum Zeit zu reagieren und verschwand sehr schnell.
„Tut mir wirklich leid, Alexia. Ich würde mich echt freuen wenn du bald wieder kommst!“ war das einzige was die noch etwas verwirrte Lili ihrer neuen Bekanntschaft hatte hinterherrufen können, bevor sich die Tür hinter der Vampirin schloss.
Ob Caleb wohl bemerkt hatte, dass es sich bei Alexia um eine Vampirin handelte? Lili war sich da nicht sicher.
Nachdem die beiden Hexen nun alleine in dem Mystical Shop zurück geblieben waren, fasste sich Lilith wieder und wandte sich wieder dem Gespräch mit Caleb zu.
„Klar kenn ich Adrian Dialo. Er soll ein ziemlich mächtiger Dämon sein und hier in Mystical City ziemlich hoch angesehen werden!“ sie bemerkte, dass sich auch bei seiner nächsten Aussage wieder kaum bis gar nichts an seinem Gesichtsausdruck änderte. Etwas das sie als sehr untypisch für Caleb entfand. Das er jedoch noch immer an sie glaubte, war eine echte Erleichterung, wenn auch zur Sekunde etwas nebensächlich.
„Was zum Teufel hast du denn mit dem Kerl zu schaffen? Meiner ersten Begegnung mit ihm zufolge, scheint er ja nicht sonderlich viel von Hexen zu halten.“ bei der Erinnerung an die bislang einzige Begegnung mit dem Dämon, rieb sich Lilith über den Arm, während ein eiskalter Schauer über ihren Rücken lief. Der Mann war der Hexe mehr als nur unheimlich, sein Versuch sie einzuschüchtern war ihm erfolgreich geglückt. Sie hatte sich fest vorgenommen alles nur erdenklich Mögliche zu unternehmen, ihm nicht nochmal so schnell über den Weg zu laufen.